Egbert Haneke’s pictures were part of our very first exhibition in 2004. He showed a slide dissolve projection; and since then he has regularly developed, while continuing to work in contrasting media and focussing on nature within urban surroundings defined by architecture. For six years now, Haneke has been studying the inherent possibilities of dye transfer prints, and has come up with a technique that exactly matches his imagery.
This printing process was developed in the 1930s by Kodak, and is appropriated by Haneke who uses it to arrive at a special photographical technique that makes the medium completely his own. He starts out with analogue 35mm slides, which are then drum scanned and digitally treated, finally the images are translated into dye transfer prints, a unique process invented by Haneke.
The photographs from Egbet Haneke’s series “Vis Motrix” focus on simple things, self-evident or even trivial motifs from our everyday surroundings. But these are thrown into sharp relief in precisely composed frames that leave nothing to accident, all shapes and colours are closely defined.
Reflections in window panes or water surfaces create playful layers on the picture plane; fences and bars block the gaze and lock in vestiges of vegetation; an empty expanse seems to crowd into a small rock, the only protagonist of an image, to push it out of the composition. Still, a pioneer little weed finds its way through a crack in the concrete. Haneke has three categories to label his pictorial archive: nature, culture and waste – but there is no fight between the three. Every motive stands for itself, determined only by itself, there is no attempt to place it in time, within a context, or as part of a story.
The dye transfer prints have heightened colours, a strange depth effect, and an unusually high definition. Photographs often are just references to the things they describe, but here the spectacular lighting and colours give these photographs a pictorial sheen that lends them the aura of original artworks.
Supported by Medienteam der Landeshauptstadt Stuttgart
German press text:
Bilder von Egbert Haneke, und zwar in Dia-Überblendtechnik, waren bereits 2004 bei der Eröffnungsausstellung der Medienkunstgalerie fluctuating images zu sehen. Seine Konzentration auf Materialkontraste und auf das Zusammen- oder Widerspiel von urbaner Natur und architektonischem Stadtraum hat er seitdem weiterentwickelt. Zudem hat er inzwischen sein über sechs Jahre währendes Forschungsprojekt zur Dye Transfer-Drucktechnik abgeschlossen, die wie kein anderes fotografisches Verfahren seiner Bildwelt entspricht.
Hanekes Rekonstruktion des aus den 1930er Jahren stammenden, von Kodak entwickelten Druckverfahrens erweitert die mediale Dimension der Fotografie. Dies insofern, als Haneke von analogen Kleinbilddias ausgeht, sie anschließend digital verarbeitet, um die Bilder dann wieder in das analoge Druckverfahren des Dye Transfer-Prints, also der Farbstoffübertragung, zurückzuführen. Haneke hat hiermit ein weltweit einmaliges fotografisches Verfahren entwickelt.
Die Arbeiten der Bildgruppe "Vis Motrix" von Egbert Haneke zeigen durchweg Selbstverständliches und scheinbar Unspektakuläres der uns umgebenden Welt.
Radikale, scharf begrenzte Ausschnitte, die in ihrer kompositorischen Präzision eine sowohl grafische als auch farbliche Bestimmtheit deutlich machen, schließen eine Zufälligkeit kategorisch aus.
Spiegelungen in Glasscheiben und Reflektionen auf Wasseroberflächen treiben ein Spiel mit sich überlagernden Ebenen. Zäune und Gitter, die den Blick auf das Bild verwehren wollen oder Pflanzenfragmente einkeilen, Flächen, auf denen bei aller Ödnis auch noch die letzten Steinbrocken, als Protagonisten, aus dem Zentrum des Bildes geschoben scheinen. Ein Unkrautpionier bahnt sich seinen widrigen Weg durch einen minimalen Riss.
Die Bildmotive aus Hanekes Archiv-Kategorien „Natur-Kultur-Abfall“ stehen gleichwertig und ohne Konkurrenz nebeneinander. Zusätzliche Informationen, welche eine topografische oder zeitliche Einordnung der Motivik ermöglichen könnten, fehlen. Auch der Versuch, eine solche Annäherung selbst zu unternehmen, bleibt vage, assoziativ und scheitert schließlich. Dafür beziehen sich die Bilder der einzelnen Bildgruppen farblich, formal und motivisch subtil aufeinander.
Hergestellt sind diese Bilder mit einem modifizierten Druckverfahren der 1930er Jahre, Dye Transfer, bei dem reine Farbstoffe auf einen Baryt-Karton übertragen werden. Die opulente Farbigkeit, die kaum erklärbare dreidimensionale Raumwirkung und die ungewöhnlich hohe Präzision dieser Dye Transfer-Drucke vermitteln eine Prägnanz, welche die Bildmotive als außergewöhnliches Licht- und Farbereignis präsentiert. Das Prinzip der fotografischen Abbildung, welches das Wesen der Fotografie ist, scheint hier durch eine eigentümlich andere Bildwirkung so weit erodiert, dass ein Blick auf das eigentliche Bild frei wird. Die Abbildhaftigkeit der Fotografie wird zugunsten einer Bildhaftigkeit aufgegeben und die Wertigkeiten werden spektakulär verschoben: ein Stein, ein Blatt, ein Krümel werden printbedingt zu echten Preziosen.
Mit freundlicher Unterstützung des Medienteams der Landeshauptstadt
Samstag, 17. März 2007
Zusätzlich zur Langen Nacht der Museen: Das geschachtelte Bild - Eine Rauminstallation von Matthias Siegert und Marcos Zevallos
Mittels Manipulation von Information können „echte“ Objekte noch „echter“ erscheinen.
Eine Rauminstallation im Keller der Medienkunstgalerie mit einem fotografischen Bild, einer Kamera, einem Monitor und Raumsensoren geht diesem Phänomen nach.
Der Bildschirm verändert die Wahrnehmung des Gesehenen und legitimiert gleichzeitig das ausgestrahlte Bild als „fernsehwahr“, zumal im Abgleich mit dem realen Objekt daneben. Die Rezeption dieser Information impliziert die Akzeptanz. Und die Akzeptanz wiederum die Definition der Echtheit einer genuin beliebigen Information.
Echt ist das, was wir mit bloßem Auge sehen, oder doch viel eher das was wir sehen, verstehen, hinterfragen, assoziieren und akzeptieren können?
In der Rauminstallation steht vor allem die Frage, wie ist ein Bild „wahr“, im Mittelpunkt.
Fotoausstellung und Rauminstallation nehmen aufeinander Bezug: während Egbert Haneke mit den Dye Transfer Prints das fotografische Bild unglaublich präzise, materiell-physisch „echt“ wirken lässt, wird just diese Echtheit von fotografischen Bildern mit der Rauminstallation in Frage gestellt.